26.1.10

Meine Strasse, meine Insel, meine Arena, mein Blog

Mal ganz davon abgesehen, dass ich die deutsche Praxis Buchtitel mit nur einem Wort und eventuell noch einem Dramatik spendendem Artikel zu versehen, ziemlich affig und nervig finde, habe ich doch im Januar gleich drei dieser, ein Artikel, ein Wort, Schätzchen gelesen. Sie waren allesamt recht unterschiedlich und haben mir, bis auf eines, viel Freude bereitet. Ich fange einfach mal ganz chronologisch mit dem Weihnachtsgeschenk meiner Freundin an.


Die Arena (Under the dome) von Stephen King, erschienen November 2009, 1280 Seiten, gebundene Ausgabe.


Um es gleich zu sagen, der Originaltitel gefiel mir auf Anhieb viel besser, weil er die Ausgangssituation recht eindeutig beschreibt:
Eines schönen Herbsttages fällt in Chester Mills, einer amerikanischen Kleinstadt in Maine, eine Art Kuppel vom Himmel und zerteilt fein säuberlich Kleintiere und Hände, lässt Flugzeuge, Autos und Nasen auf ihrer Oberfläche explodieren. Die rund 2000 Einwohner sind unglücklicherweise (und zum Teil glücklicherweise) von ihrer Außenwelt abgeschnitten. Pech hat allerdings Dale "Barbie" Barbara, der vorübergehende Koch des örtlichen Imbisses und seines Zeichens Irakveteran. Nach einer Beinaheschlägerei mit den Dorfrowdies vor dem Imbiss, will er einfach nur die Stadt verlassen und weiterziehen. Leider verpasst er seine Chance buchstäblich um Haares-, beziehungsweise Minutenbreite.
Der korrupte, zweite Stadtverordnete und Autohändler Jim Rennie versucht sich an einem Krisenmanagement, welches vordergründig darauf abzielt, die Einwohner der Nachbarstadt von Castle Rock und Tarker's Mills (dem geneigten Kingleser werden diese Städte etwas sagen) unter Kontrolle zu halten. Allerdings gibt es für Jim Rennie nur zwei Seiten der Medaille, entweder für ihn...oder gegen ihn. Als Barbie vom Präsidenten als Interimskommandant der Stadt eingesetzt wird, wird er zunehmend zu einem Baumstamm im Auge Rennies. Während das Militär versucht, die Kuppel zu durchdringen, nimmt das Chaos unter der Kuppel langsam aber stetig Fahrt auf.


Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es überall gelesen wo man Bücher so liest: auf dem Klo, in der Pause, im Bett, im Bus, auf dem Sofa, auf dem Rücken liegend und auf den Füssen stehend. Es lässt nach einer eher mauen Periode Mr. Kings wieder an den alten Glanz seiner frühen Werke denken, an die er allerdings nicht ganz wieder rankommt. Ich finde, King ist am Besten, wenn er Reisen kann, oder seinen Personen mehr Tiefe durch detaillierte Rückschauen auf vergangene Ereignisse im Leben der Charaktere gibt. Dies hat er hier leider nicht getan. Reisen fällt durch die Situation aus und die Tiefe hat er nicht ausgespielt, sondern immer nur angekratzt. Allerdings hat er im Nachwort geschrieben, das die Arena ein auf Geschwindigkeit ausgelegtes Buch ist und das ist ihm auch gut gelungen. Im Buch gibt es King-typisch viele Wegwerfcharaktere, die kurz vorgestellt werden und dann gleich wieder den Weg allen Lebens gehen müssen. Religiöse Fanatiker sind wieder mit von der Partie, genauso wie Kinder, Jugendliche und Säufer. Bedauerlicherweise ist die Auflösung nicht wirklich originell und einem schon in unterschiedlichsten Ausführungen mal über das Auge gelaufen. Alles in allem trotzdem ein sehr lesenswertes Buch, welches mich als alten King Fan ziemlich glücklich gemacht hat.


Wertung: 8/10
Meine subjektive Stephen King Wertung 9/10


Die Strasse (The Road) von Cormac McCarthy, 2006, 256 Seiten, Paperback


Dieses Buch hat mich volle Kanne weggehauen.


Ein Mann und ein Junge bewegen sich mit einem Einkaufswagen und einer Pistole mit zwei Schuss durch Asche und Kälte einer gestorbenen Welt nach Süden zur Küste .Eine (nicht näher bezeichnete) Katastrophe ist über die Welt hereingebrochen. Es existiert kein, weder pflanzliches noch fleischliches, Leben mehr. Die letzten Überlebenden befinden sich auf einer ziellosen Suche nach Essen.

Eine Geschichte in der die Dialoge und Absätze kurz und knackig und wie in Stein gemeißelt wirken und die wirklich ausgesprochen Finster ist. McCarthy benutzt eine reduzierte Sprache die einen geradezu emotionslos bei den Haaren packt und ein paarmal wuchtig gegen die Wand hämmert. Bei ein paar Stellen musste ich kurz pausieren und mal kurz "Ohgottohgott! Scheisse!" zu meiner Freundin sagen. Das Ende allerdings, hätte ich mir etwas anders gewünscht. Wie, kann ich leider nicht verraten, da ich sonst zu sehr spoilern würde.


Ich habe die Strasse an einem Nachmittag geschafft und überlege das Buch in ein paar Wochen direkt nochmal zu lesen. Dieses Jahr wird der Film in die Kino kommen und der Trailer ist schon sehr viel versprechend. McCarthy hat übrigens auch "No country for old men" geschrieben. Das werde ich mir als nächstes zulegen, da ich den Film ziemlich klasse fand.



Die Strasse ist eines der besten Bücher die mir seit einiger Zeit in die Finger gekommen ist...wenn nicht sogar seit langem.


Wertung 10/10


Die Insel (Island) von Richard Laymon, erschienen 2006, 560 Seiten, Paperback


Die Insel" ist so schlecht, dass ich es kaum ertragen kann. Die Leute darin verhalten sich unlogisch, machen unlogische Sachen und es passieren unlogische Dinge. Das Ganze ist aus der Sicht des 18-jährigen Rupert erzählt, der mitsamt der Familie seiner Freundin, mit der er eigentlich Schluss machen will, auf einer Insel strandet. Die Jacht geht hoch und am ersten Tag wird der Erste ermordet. Den auf der Jacht zurückgebliebenen Wesley, hats dann wohl doch nicht zerfetzt, wie sich leider schon nach den ersten paar Seiten herausstellt.

Niemand tut auch nur etwas ansatzweise Vernünftiges. Keiner rationiert Nahrung, keiner will mal um die Insel gehen um zu sehen, ob es überhaupt eine Insel ist oder ob sich 500 Meter weiter eventuell eine Strandbar mit heißen Miezen und Mojitos befindet, weil sie erst den Killer erledigen möchten. Nach und nach werden Familienmitglieder ermordet und irgendwie scheint es keinen wirklich einen feuchten Kehricht anzugehen. Die übrig gebliebene Gruppe mit Rupert und zwei Frauen geht beispielsweise SINGEND! und ziemlich unbewaffnet im Dunkeln auf eine Stelle zu wo sich, sogar ihrer Meinung nach, der Killer verbergen könnte, angeblich um ihn von der einzelnen Frau abzulenken die ihn von der anderen Seite (vermutlich! aber wirklich nur vermutlich) jagen und umbringen soll. Der Teenie kommt aus seinen Hormonschüben, selbst im Angesicht von Tod oder schweren Verletzungen, überhaupt nicht mehr raus und denkt ständig an verrutschende Höschen und quellende Bikinioberteile und mit welcher er am liebsten übrig! 
Augen rollen  bleiben will. Ich gebe ja zu, dass ich als Jugendlicher auch an nicht viel anderes gedacht habe, allerdings war da auch kein wahnsinniger Killer hinter mir her. Die Opfer scheinen auch nicht wirklich unter den Misshandlungen zu leiden und benehmen sich selbst nach tagelangen Vergewaltigungen noch teilweise wie im Sommercamp und bieten sogar sexuelle Handlungen an. Aus dem Setting hätte man einiges machen können, aber der Autor hat auf ganzer Linie Schwachsinn von sich gegeben. Das das Buch besonders gewalttätig ist oder detaillierte Sexszenen beschreibt kann ich zwar bestätigen, hab ich aber anderswo schon besser, stimmiger, detaillierter und vor allem unterhaltsamer gesehen. Ich denke da zum Beispiel an die Klingenromane von Joe Abercrombie. Da ist wenigstens noch eine tolle Fantasygeschichte drumherum und der Humor ist WIRKLICH lustich.


Also wirklich. So ein Mumpitz. Ich hab gar Lust weiter darüber zu schreiben, eh schon wieder zu viele Kilobytes darauf verschwendet.



Wertung: 1/10 (der eine Punkt aber nur, weil es der Autor geschafft hat, über 560 Seiten Worte aneinander zu reihen)

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